Dreimal im Jahr gibt es das Mail-Art-Projekt beim Postkunstwerk. Michaela und Tabea haben sich für die Frühlingspost die Collagrafie-Technik ausgesucht - auf einem in der Mitte gefalteten A3-Blatt sollten vier Seiten zum Thema Insekt gestaltet werden. Die etwas abenteuerliche Entstehung meiner Insektendrucke zeige ich hier ausführlich- man braucht also ein wenig Geduld beim Lesen.
Den Begriff Collagrafie kannte ich bisher nicht, allerdings habe ich oft mit meinen Schüler*innen ähnliches im Unterricht gemacht. Verschiedene Dinge auf einen Untergrund geklebt, mit Farbe bestrichen und abgedruckt. Wir nannten das Materialdruck. Und das ist es auch.
Bei dieser Technik werden Gegenstände auf einen Untergrund geklebt (ich habe auch mit der Heißklebepistole ein Insekt "gezeichnet"), zweifach lackiert, damit er sich bei mehrfachem Drucken nicht auflöst, mit Farbe eingewalzt oder betupft und dann mit einem feuchten Papier bedeckt. Damit der Abdruck gut auf das Papier übertragen wird, muss man es sorgfältig andrücken.
Wichtig ist die richtige Papierwahl in richtigem Zustand - nicht zu feucht und nicht zu trocken. Diese Abdrücke fielen schon mal durch, die Strukturen waren undeutlich, die Farbe gefiel mir nicht und man sah man zu viele Flecken auf dem Hintergrund. Nach einigen weiteren Versuchen beschloss ich, nur das Insekt ohne Hintergrund zu drucken. Das Zusammenkleben der einzelnen Pappstücke war dann ziemlich mühsam, aber das Insekt hielt sich nach der Lackierung und dem Drucken gut.
Weil meine Schränke voll mit Papier sind, wollte ich auf keinen Fall neues zum Drucken kaufen. Allerdings war die Auswahl an A3-Papieren dann doch sehr übersichtlich und es kam nur ein festes, 250g schweres in Frage.
Ich grundierte die Papiere und legte los mit dem Drucken der Titelseiten. Unten das Ergebnis, naja.... das Tier sah aus, als hätte es Hörner. Ich wollte zwar eine neue Gattung erfinden - der Name stand schon fest ("carabus posterius", der Frühlingpostkäfer) - aber so sollte er wirklich nicht aussehen! Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen.
Also schnitt ich die Beine und die Hörner, nein, die Fühler ab und probierte, ob vielleicht ein Posthorn passen könnte.....
Schließlich baute ich aber schmale Beinchen und Fühler aus einem Bindfaden an. Nun musste ich nur noch einen Weg finden, die Hörnerinsekten auf den Titelseiten zu ersetzen. Glücklicherweise hatte ich noch Seidenpapier, das sich mit großer Vorsicht ganz gut bedrucken ließ. Ich habe Linoldruckfarbe mit ein wenig Gouache gemischt und mit einem großen Tupfer aufgetragen.
Das Seidenpapier habe ich nach dem Trocknen über die verunglückten Käfer geklebt, nachdem ich sie vorher mit weißer Farbe überstrichen hatte. Die so entstandenen Strukturen gefielen mir ganz gut.
Auf die Innenseiten kamen Text und Insektenstempel. Und weil es so gut mit dem Drucken auf Seidenpapier klappte, entstand noch ein kleineres, fliegendes Exemplar für die vierte Seite.
Was für ein Glück, dass ich erst als Letzte dran war, andernfalls hätte ich bestimmt ziemlichen Stress bekommen. So konnte ich sogar noch einen Stempel für Postkarten scnhitzen.
und meine Briefe pünktlich verschicken.
Inzwischen sind ganz wunderbare Insekten bei mir eingetroffen, die ich bereits auf Instagram gezeigt habe. Herzlichen Dank für alle Tausch- und Extrapöste und an die Organisatorinnen Michaela und Tabea! Bei Instagram sind viele tolle Beispiele der über 200 Teilnehmerinnen zu sehen unter #frühlingspost2021 #postkunstwerk